Montag, 24. April 2017

Weltkulturerbe Anuradhapura


Früh am Morgen starteten wir unsere Besichtigungstour zur historischen Stadt Anuradhapura.

No problem in Sri Lanka? Das ist ein Spruch, den man hier andauernd hört. Aber: Von wegen! (Am Ende unserer Reise plane ich ein extra Post zu diesem Thema.)

Unser heutiges Problem: Ich wusste, dass wir eine der heiligsten Stätte des Buddhismus in Sri Lanka besuchen würden, deshalb fragte ich unseren Fahrer Randika, als er uns abholte, ob mein Kleid (kniebedeckend, halsnaher Rundausschnitt) okay sei und er bejahte. Der Guide, der uns durch die 16 km² große Anlage führen sollte, war allerdings anderer Ansicht. Was geschah: Wir fuhren zurück in unser Hotel und ich zog mich um. Als ich dann in weißer Hose und weißer Bluse erschien, waren alle (auch der Hotelmanager) hellauf begeistert. Weiß steht für Reinheit und ist die traditionelle Farbe für die Kleidung, die man bei einem Tempelbesuch trägt. Nun konnte es also losgehen! Problem solved.

Ich in meinem "Tempel-Outfit"
Das Foto entstand gleich neben dem Elefanten-Pool.
Anuradhapura war die erste Hauptstadt Sri Lankas und wurde im 4. Jahrhundert vor Christus gegründet. Archäologen schätzen, dass bislang lediglich ca. 35% der historischen Stadt freigelegt wurden. Die Menschen, in erster Linie Bauern, die heute auf dem weitläufigen Gelände leben und ihren Lebensunterhalt verdienen, sollen in absehbarer Zeit umgesiedelt werden, damit die Ausgrabungen weitergeführt werden können. Seit 1982 ist Anuradhapura Weltkulturerbe.

Wir begannen unsere Besichtigungstour mit der Jetavana Stupa. Sie ist 120 m hoch und damit die höchste Stupa von Anuradhapura und die zweitälteste: Sie stammt aus dem 3. Jahrhundert n.Chr. 1823 brach ein Teil der Spitze durch heftige Regenfälle ab. Außerdem noch bemerkenswert: Diese Stupa ist das höchste Backsteingebäude der Erde.



Wir waren um kurz nach 9 Uhr morgens die einzigen Besucher.

Anschließend stand der Heilige Bodhi-Baum auf dem Programm.


Und hier herrschte Hochbetrieb. Kein Wunder: Es war Sonntag und alle nutzten den freien Tag, um zu beten und Opfergaben darzubringen.




Nachdem wir unsere Schuhe abgegeben hatten, betrat Chang, mein Ehemann, die Anlage durch den Männereingang, ich durch den Fraueneingang (die Eingänge sind getrennt wegen der Sicherheitskontrolle, die für Frauen von einer Frau, für Männer von einem Mann durchgeführt wird).

Der Sri Mahabodhi wurde von der indischen Prinzessin Sanghamitta 236 v. Chr. gepflanzt und soll ein Ableger des Baumes sein, unter dem Buddha seine Erleuchtung fand. Der Baum wird sorgsam gepflegt und das unmittelbare Gelände um den Baum dürfen auch nur seine Pfleger betreten.


Zaungäste vor dem Eingang zum Gelände
Unser nächster Stopp war am Stausee Basawak Kulam, dem ersten künstlichen Stausee Sri Lankas, erbaut im 4. Jahrhundert v.Chr.

Hier, wie an allen anderen Stauseen, wird gebadet.
Dieses Bild entstand am 2. Stausee auf dem Gelände der historischen Stadt.
Leider habe ich den Namen vergessen und im Internet wurde ich nicht fündig.
Schulkinder auf dem Heimweg. Die Straße führt entlang Stausee Nr. 2.
Dann ging es zum Museum im Klosterbereich von Abhayagiriya. Im Museum war fotografieren verboten. Ein chinesischer Mönch, Fa Hsien, lebte und lehrte in Anuradhapura im 4. Jahrhundert v.Chr., deshalb wird dieses Museum auch heute noch von China unterstützt.

Hinweistafel vor dem Museum
Die Stele ist 4sprachig. Eigentlich hätte ich ja
die chinesische Seite fotografieren sollen ...
Die Lankarama Dagoba (Stupas werden in Sri Lanka Dagoba genannt) aus dem ersten Jahrhundert v. Chr. wurde in den 80er Jahren aufwändig restauriert.


Am Elefanten-Pool ruhten wir im Schatten der Bäume etwas aus. Hier entstand auch das Foto von mir in meinem „Tempel-Outfit“ (siehe ganz oben in diesem Posting).

Über diese Treppe geht es zum Elefanten-Pool.

Das Refaktorium kam mir etwas klein vor: Immerhin sollten hier 5000 Mönche täglich ihre Mahlzeiten zu sich nehmen, und das bis Mittag, denn danach dürfen Mönche keinerlei Nahrung mehr verzehren.



Der Ruinenkomplex Pancavasa mit dem gut erhaltenen Mondstein am Eingang war der nächste Halt bei unserer Besichtigung. Mondsteine bildeten quasi die Schwelle zu bzw. die Fußmatte vor einem Tempel und dieser spezielle hat einen Durchmesser von fast 3 m und stellt die Reise durchs Leben bis hin zur Wiedergeburt und der möglichen Erleuchtung dar. 



Es war höchste Zeit für eine kurze Pause – und meine erste King-Coconut! Wie schon erwähnt, mag ich eigentlich keinen Kokosnusssaft, aber dieser schmeckte!


Die "Doppelteiche" Kuttam Pokuna gehören zu den Meisterwerken singhalesischer Steinmetz- und Wasserbaukultur. Unser Guide erklärte, dass hier die Mönche badeten. Aber Schwimmen war / ist ihnen verboten! (PS: In Thailand dürfen sie offiziell sogar Schnorchelausflüge machen, kein Witz!)



Die Thuparama Dagoba ist die älteste des Landes. Sie wurde 307 v. Chr. von König Devanampia erbaut und es wird vermutet, dass sie heilige Reliquien Buddhas beherbergte, womöglich ein Schulterblatt.


Schließlich besichtigten wir noch den ehemaligen königlichen Palast. Viel war nicht mehr zu sehen.




Unser Guide erzählte uns, dass selbst nach der Zerstörung von Anuradhapura die Könige aus Polonnaruwa hierherkamen, um die offizielle Krönungszeremonie durchzuführen.

Bei der Besichtigung der Abhayagire Dagoba und auf dem Weg von dort zu der Statue des Samadhi-Buddhas hatten wir Begleitung.




Am Ende unserer Besichtigungstour besuchten wir die Ruvanmeli Stupa. Sie ist 50 m hoch und eine der ältesten Stupas Sri Lankas. Sie wurde häufig zerstört und wiederaufgebaut. Die Basis dieser Stupa misst 250 m und ist mit 344 Elefantenköpfen verziert. Diese Art der Verzierung findet man sehr häufig an Tempelanlagen in ganz Sri Lanka.



Bei unserem Besuch waren gerade die Maler zugange: Die Stupa bekam einen neuen Außenanstrich. Diese Arbeiten dauern i.d.R. 3 Monate und die Sicherheitsvorkehrungen lassen einiges zu wünschen übrig.



Der Eintritt zur historischen Stadt Anuradhapura kostet 3850 Rupien pro Person. Um zum Heiligen Bodhi-Baum zu kommen, muss man noch einmal 200 Rupien pro Person zahlen. Und wie bereits bekannt, erwartet der Mann, der über die Schuhe wacht, die man vor Betreten des Geländes um den Heiligen Bodhi-Baum ausziehen muss, eine Spende. Die Kosten für den Guide belaufen sich auf 2500 Rupien. Unser Guide, Darshana, war übrigens Archäologie-Student im 4. Semester.

Der nächste Programmpunkt auf unserer Rundreise war eine Safari durch den Wilpattu Nationalpark am nächsten Tag. Mehr dazu hier.

PS: Auf dem Gelände gibt es auch eine alte, sehr sehenswerte Steinbrücke. Jedoch wuschen sich dort vier Frauen gerade die Haare, als wir ankamen. Deshalb meinte unser Guide, dass es besser sei, nicht auszusteigen, um nicht zu stören.

PPS: Ich habe versucht, so genau wie möglich bei meinen Ausführungen zu sein. Und ich habe außerdem versucht, dem Guide aufmerksam zuzuhören. Aber Anuradhapura ist riesig (7179 km2) und wir haben so viel gesehen! Falls mir bei meiner Darstellung ein Fehler unterlaufen sein sollte: Bitte korrigiert mich im Kommentarfeld oder über das Kontaktformular, damit ich diesen ausmerzen kann!

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